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Myofunktionelle Sauger

Für die myofunktionellen Saugübungen stehen derzeit lediglich Beruhigungssauger zur Verfügung, wie sie für Säuglinge und Kleinkinder verwendet werden. Die logopädischen Sauger bzw. Beruhigungssauger verfügen über eine Außenplatte, die den Mund überdeckt und ein Saugteil, das den Mundraum einer Person weitgehend ausfüllt, wobei bei den bekannten Saugern in dem Saugteil eine Luftkammer ausgebildet ist. Ein solches, mit Luft gefülltes und korpulentes Saugteil, wird in der Literatur als Saugkörper oder Lutschkörper bezeichnet. Die Luftkammer ist gegenüber der Umgebungsluft nicht abgedichtet, jedoch durch den Gebrauch mit Komprimierung und Entspannung ist während der Nutzung des Saugers eine Keimbesiedlung begünstigt. Diese Keimbesiedlung ist im professionellen Sektor problematisch. Die derzeit im privaten Bereich üblichen Methoden zur Objektdesinfektion, wie beispielsweise Abkochen oder Oberflächendesinfektion mittels einer Desinfektionslösung, haben keine ausreichende Wirkung auf die Luftkammer und die Hohlräume. Als „ausreichend“ im Sinne der vorliegenden Erfindung, wird die Wirkung einer Desinfektionsmaßnahme betrachtet, wenn sie den Empfehlungen des Hygieneleitfadens des Deutschen Arbeitskreises für Hygiene in der Zahnmedizin entsprechen (14. Auflage aus 2021). Für die therapeutischen Sauger gelten grundsätzlich die Vorgaben für Medizinprodukte mit Schleimhautkontakt (sogenannte Einstufung „semikritisch“). Aufgrund der Luftkammer und der Hohlräume ist die Desinfektion dieser Sauger erschwert, weshalb sie nach Maßgabe des Hygieneleitfadens als Medizinprodukte mit erhöhten Anforderungen an die Aufbereitung zu klassifizieren 20 sind (sogenannte Gruppe „semikritisch B“), die unter anderem mittels eines Dampfsterilisators desinfiziert werden sollen. Eine ausreichende Desinfektion der bekannten Sauger, die eine Luftkammer und Hohlräume aufweisen, ist daher im privaten Bereich in der Regel nicht möglich. Aus dem Stand der Technik sind keine Sauger bekannt, die ohne Hohlraum beschaffen sind und somit in die Gruppe „semikritisch A“ eingeordnet werden können, die also auch im privaten Bereich, durch Abkochen und/ oder eintauchen in eine Desinfektionslösung, ausreichend desinfiziert werden können.

 

 

 Ein weiterer Aspekt, der im Zusammenhang mit den aus dem Stand der Technik bekannten Saugern mit Luftkammer im Saugteil relevant ist, ist dass das Saugteil derartiger Sauger im entspannten Zustand den Mundraum füllt und so die Zunge unphysiologisch in den Mundboden verdrängt. Je größer das Saugteil ist und je länger es getragen wird, umso mehr wird die Zunge nach kaudal, retropharyngeal und/oder interdental verdrängt. Damit verbunden ist das Risiko einer negativen Anpassung der perioralen Weichteilsituation mit inkompetentem Lippenschluss und eine retardierten feinmotorischen Reifung.

 

Besonders starken negative Einfluss hat dieser Effekt von Schnullern auf das Gebiss von Kindern dann, wenn die Schneidezähne des Milchgebisses durchgebrochen sind, da ab dann das Saugteil zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen liegt und damit eine vertikale und sagittale Stufe zwischen den Schneidezähnen hervorrufen kann. Diese durch die aus dem Stand der Technik bekannten Sauger hervorgerufene Stellungsänderung der Schneidezähne begünstigt die Entstehung von Fehlstellungen, beispielsweise eines „offenen Bisses“,  fehlerhaftes Schlucken und Sprechen.

 

 

Darüber hinaus ist bei mehrstündiger Tragezeit von einer negativen Wirkung auf das Unterkieferwachstum auszugehen. Die hierdurch vergrößerte Frontzahnstufe verstärkt ihrerseits die statischen und dynamischen Funktionsstörungen. Mundschluss und korrekte Zungenlage sind sehr leicht beeinflussbar, insbesondere durch Fremdkörper, die in die Mundhöhle eingebracht werden. Derartige Beeinflussungen können zu komplexen und dauerhaften Störungen des Mundschlusses und der korrekten Zungenlage führen. 

 

 

Im therapeutischen Bereich erschwert insbesondere Jugendlichen und Erwachsenen die mangelhafte Hygienefähigkeit sowie die nicht erwachsenengerechte Ästhetik der aus dem Stand der Technik bekannten myofunktionellen Trainingsgeräte, insbesondere der bekannten Sauger, den mentalen Zugang zu diesen Therapiemitteln. So ist beispielsweise die Anwendung eines therapeutischen Saugers, der aussieht wie ein Beruhigungssauger für Kleinkinder und Säuglinge, bereits aus psychologischen Gründen für Erwachsene nicht zumutbar. Der durch die äußere Gestaltung des myofunktionalen Trainingsgeräts hervorgerufene Effekt ist nicht rein ästhetischer Natur, sondern wirkt sich unmittelbar auf die Geeignetheit des Trainingsgeräts zur Verwendung im Rahmen der Therapie einer bestimmten Zielgruppe aus.

 

 

Wie kann man diese ganzen Problemkreise herkömmlicher Sauger durchbrechen? 

Eine Hohlkammer im Sauger ist für das Saugen grundsätzlich nicht nötig (man denke an das Daumenlutschen). Das Prinzip eines luftgefüllten Saugteils, das bei den bekannten Saugern genutzt wird, entspringt also keiner physiologischen und/ oder therapeutischen Notwendigkeit, sondern ist lediglich dem etablierten Bild eines „guten“ Saugkörpers geschuldet, das jedoch zu einer Zeit entwickelt wurde, als viele der heute bekannten, weichen und hygienefähigen Materialien noch nicht zur Verfügung standen. Hingegen ist durch das elastische Material per se ein angenehmes Lutscherlebnis und eine Saugbefriedigung des Säuglings gegeben. Auf der Basis der neuen Konzeption wird auch eine Hygienefähigkeit ermöglicht, die sogar professionellen Kautelen erfüllt. 

 

Darüber hinaus berücksichtigt der interdentale Anteil physiologische Frontzahnverhältnisse bei durchgebrochenen Milchincisivi und erlaubt eine uneingeschränkte Unterkieferentwicklung in der Sagittalen - also der Bewegungsrichtung, die gerade während der Säuglingsphase die Bewegungsrichtung des Unterkiefers schlechthin.

 

Salvaris® fördert die Entwicklung neuer Saugkörper für den orofazialen und myofunktionellen Einsatz.